Zwischenbilanz einer Pandemie
Die Pandemie ist schon einige Wochen da - wir ziehen Bilanz.
Das Coronavirus hat die ganze Welt verändert. Auch für uns als Freiwillige Feuerwehr ist vieles nicht mehr so, wie wir es gewohnt sind: Übungsdienste finden nicht mehr statt, die Dienste der Mini- und Jugendfeuerwehr fallen bis auf weiteres aus, die Leistungsgruppe und die Rettungshunde können nicht mehr trainieren, Wettkämpfe, Lehrgänge und Veranstaltungen entfallen. Wir möchten Euch in den veränderten Übungs- und Einsatzbetrieb einen kleinen Einblick geben.
„Hallo! Könnt ihr mich hören?“, ruft die Stimme des Wehrführers aus den Notebooks und Smartphones und viele fröhliche Gesichter mit teilweise sehr wilder Haarpracht auf dem Kopf sind auf dem Bildschirm zu sehen. „Liebe Kameradinnen und Kameraden, ich begrüße euch zum heutigen Übungsdienst“. Seit sechs Wochen treffen wir uns jeden Donnerstagabend mit den Führungskräften und der gesamten Mannschaft zum virtuellen Übungsdienst. So etwas hat es bei uns in der Feuerwehr zuvor noch nicht gegeben und ist für uns alle ungewohnt. Erfahrene Kollegen, die noch in orangefarbiger Jacke und Gummistiefeln Feuer gelöscht und auch darüber hinaus bereits einiges erlebt haben, müssen sich nun auf einmal den Anforderungen der modernen Kommunikationstechnik stellen und völlig neue Methoden lernen. Neben regelmäßigen Updates zur aktuellen Lage und zu Maßnahmen im täglichen Betrieb befassen wir uns in den Übungsdiensten mit unterschiedlichsten Themen: Gerätekunde am neuen Abrollbehälter Gefahrgut live gestreamt aus der Wache, Übungen zur Vorgehensweise in Funkgesprächen, Schulung an der Einsatzsoftware sowie Quizze und kurze Theorie-Einheiten. Der Höhepunkt unserer bisherigen online Dienste war sicherlich der gemeinsame Übungsabend mit den Freiwilligen Feuerwehren Altenhain und Neuenhain sowie dem DRK Bad Soden, an dem insgesamt über 100 Einsatzkräfte teilnahmen. Darunter war auch unser Bürgermeister Dr. Frank Blasch, der uns über den aktuellen Stand der Lage und der Maßnahmen in der Stadt Bad Soden informierte und anschließend für Fragen zu Verfügung stand. Danach hat uns das DRK in einem Vortrag wichtige Informationen zum Thema Infektionsschutz näher gebracht und gezeigt, wie die Infektionsschutzkleidung im Einsatz richtig an- und abgelegt wird. Natürlich darf an solchen Abenden auch die Kameradschaft nicht zu kurz kommen und so sitzen wir nach den Übungen in gemütlicher Runde zusammen (natürlich jeder zu Hause auf dem Sofa oder am Schreibtisch). Bei einem Schoppen oder einer Apfelschorle wird viel geredet, es werden Witze gemacht und wir schwelgen in Erinnerungen, wenn mal wieder jemand seinen Bildschirm teilt und Fotos von vergangenen Übungen und Einsätzen zeigt.
Bürgermeister Dr. Frank Blasch spricht in einer Videokonferenz zu Feuerwehr und DRK
Einsätze gibt es natürlich auch während der Corona-Pandemie nach wie vor. Allerdings sind wir im täglichen Einsatzbetrieb mit einigen Änderungen konfrontiert und arbeiten unter verschärften Hygienemaßnahmen. Seit Ende April tragen zum Beispiel alle Kameradinnen und Kameraden in jedem Einsatz einen Mund- und Nasenschutz. Hierbei stellt es sich als eine ganz neue Herausforderung heraus, die durch den Mundschutz stark gedämpften Funkgespräche zu verstehen. Natürlich halten wir auch im Einsatz den Mindestabstand, so weit möglich, ein. Vielleicht habt ihr Euch schon gefragt, warum wir in letzter Zeit häufig mit so vielen Fahrzeugen zu einem Einsatz ausrücken? Das liegt daran, dass aufgrund des Mindestabstands die Feuerwehrautos mit weniger Personen als üblich besetzt sind. So dürfen in unseren Löschfahrzeugen nur noch sechs anstatt neun Feuerwehrleute mitfahren, so dass die restlichen benötigten Kräfte mit anderen Fahrzeugen nachrücken müssen. Erfreulicherweise ist tagsüber eine große Anzahl an Kameradinnen und Kameraden verfügbar, weil viele von uns momentan im Homeoffice arbeiten – eine solche großartige Tagesverfügbarkeit ist für eine Freiwillige Feuerwehr nicht selbstverständlich.
In der Mini- und Jugendfeuerwehr haben die Kinder und Jugendlichen nun auch die Möglichkeit, an virtuellen Übungsdiensten teilzunehmen. Neben Fahrzeug- und Gerätekunde stand bisher auch die theoretische Vorbereitung für die Teilnahme am Bundeswettbewerb auf dem Programm. Außerdem konnten wir zu Ostern unsere jüngsten Mitglieder zu Hause überraschen. Dank einer tollen Spende konnten die Betreuer der Mini- und Jugendfeuerwehr den Kids einen süßen Gruß verteilen. Auch unsere Rettungshunde können momentan nicht mehr trainieren. Nun sind Frauchen und Herrchen gefragt, sich zu Hause kreative Ideen und Aufgaben einfallen zu lassen, um die Hunde bestmöglich weiter auszubilden und für kommende Prüfungen vorzubereiten. Für die Hundeführerinnen und Hundeführer werden online Übungsdienste zu verschiedenen Themen wie zum Beispiel Einsatzabläufe, Witterung oder Luftströmung angeboten.
Leider mussten wir schweren Herzens viele unserer traditionellen Veranstaltungen absagen. So werden u.a. die Feierlichkeiten zum Jubiläum der Feuerwehr Neuenhain, das Erdbeerfest, der Vatertag in Altenhain, der Tanz in den Mai und auch die Kinderflamme, das Sommernachtsfest und weitere Veranstaltungen zunächst nicht stattfinden können. Das ist wirklich sehr schade, aber die einzig richtige Entscheidung. Denn die Gesundheit aller Bürgerinnen und Bürger hat höchste Priorität. Wir bleiben für Euch da, bleibt ihr für uns zu Hause. Wir sind für Euch da, wenn ihr uns braucht. (sw)